Leitlinie: Klassenkampf

Leitlinie: Klassenkampf

Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“

Karl Marx, Friedrich Engels im Manifest der kommunistischen Partei, 1848

Klassen und deren Kämpfe sind die Triebkräfte der Geschichte. Wir – als organisierte autonomie – sind Teil der Klasse der Lohnabhängigen und wir haben das Ziel unsere Klasse zu aktivieren, den Klassenkampf voranzutreiben, wo nötig erst auszulösen, die Verankerung unserer Ideen und revolutionären Perspektive in der lohnabhängigen Klasse zu befeuern und nicht zuletzt die Selbstermächtigung und Organisierung unserer Klasse voranzutreiben. Umso notwendiger ist es, den Klassenkampf als eine Leitlinie unserer Arbeit näher unter die Lupe zu nehmen.

Klassen

In allen Klassengesellschaften gibt es in der Tendenz zwei Haupt-Klassen, die aufgrund ihrer Stellung im Produktionsprozess sich unauflösbar entgegenstehende (objektive) Interessen besitzen: In unserer bürgerlichen Gesellschaft sind das die Arbeiter*innenklasse und die Klasse der Herrschenden, also die Klasse der Kapitalist*innen.

Die Klasse der Herrschenden möchte den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, zwischen der gesellschaftlichen Produktion und der privaten Aneignung weiterführen und ausbauen. Sie wollen also weiterhin Profit erwirtschaften, während die Arbeiter*innenklasse (objektiv gesehen) nach Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen, sowie insbesondere die Abschaffung des Systems der Ausbeutung und Unterdrückung, also eine klassenlosen Gesellschaft, anstrebt.

Dieser Widerspruch kommt zustande, da die Klasse der Herrschenden zwar den Reichtum nicht selbst produziert, aber die Produktionsmittel besitzt und über diese verfügt. Die Arbeiter*innen hingegen besitzen keine Produktionsmittel und können nur ihre eigene Arbeitskraft verkaufen, um sich selbst und ihre Angehörigen zu reproduzieren. D.h. die Kapitalist*innen sind von den Arbeiter*innen, deren Arbeitskraft und dem dadurch entstehenden Mehrwert abhängig.

Kurz gesagt: Wir als Arbeiter*innenklasse sind es, die den Laden am Laufen halten. Über den Laden bestimmen aber andere.

Aus diesem grundsätzlichen Widerspruch entstehen Kämpfe um den Erhalt und Verschärfung der jetzigen Verhältnisse bzw. um die Verbesserung der Lebenssituation und eine Veränderung der Verhältnisse.

Klassenkampf von oben

Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen,
die Krieg führt, und wir gewinnen“

Warren Buffett, einer der größten Investoren der Welt, Vermögen wird auf > 100 Milliarden Dollar geschätzt

Die Herrschenden führen, mit dem Ziel ihre Interessen zu gewährleisten und weiter auszubauen, den Klassenkampf von oben, der durch Konsens und Zwang geführt wird. Zwang im Sinne offener und institutionalisierter Gewalt durch Repressionsbehörden wie Polizei, Armee & Co, aber vor allem durch innerbetriebliche und gesellschaftliche Zwänge, Hierarchien, Regeln und Gesetze, die bei Nichteinhaltung sanktioniert werden. Besonders deutlich wird dies, wenn man aus dem „normalen“ gesellschaftlichen Geschehen herausfällt und man bspw. in der Erwerbslosigkeit mit zahlreichen Besuchen beim Amt oder Sanktionen konfrontiert ist.

Auch die bewusste Abwälzung der Kosten von Krisen auf die lohnabhängige Bevölkerung, sowie die Streichung von sozialen Leistungen und die Einschränkung sozialer Errungenschaften, um bspw. Militärausgaben gegenzufinanzieren, sind nichts anderes als Teil des Klassenkampfs von oben.

Der Konsens, also die organisierte Zustimmung zu den Verhältnissen ist ebenfalls institutionalisiert – sei es über Wahlen oder darüber, dass durch ideologische Beeinflussung vermittelt wird, dass jede*r vom jetzigen System vermeintlich profitiere. Der Klassenkampf von oben findet also nicht alleine durch Zwang und Repression statt. Weiteres dazu in der Leitlinie Hegemonie.

Klassenkampf von unten

Ohne Klassenbewußtsein und ohne Organisiertheit der Massen, ohne ihre Schulung und Erziehung durch den offenen Klassenkampf gegen die gesamte Bourgeoisie kann von der sozialistischen Revolution keine Rede sein!“

W. I. Lenin: Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution

Demgegenüber stehen die Kämpfe, die sich für die Interessen der Klasse der Lohnabhängigen einsetzen, die sich also gegen die beständigen Angriffe von oben richten, die für die Verbesserung der Situation der Arbeiter*innen kämpfen oder die sich gegen die herrschenden Verhältnisse richten und eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung anstreben. Oder anders gesagt, die Kämpfe, in denen die Klasse konzentriert für ihre Interessen oder im Interesse einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung zusammenkommt.

Unser Ansatz: Die Klasse

Wir sind Teil der Klasse der Lohnabhängigen / der ausgebeuteten Klasse. Und versuchen aus dieser Perspektive an bestehende Klassenkämpfe anzusetzen, uns auf diese zu beziehen, diese voranzutreiben oder wo immer möglich auch Klassenkämpfe loszutreten. Konkrete Ansatzpunkte können die Angriffe auf die Lebensbedingungen von uns als Klasse oder proaktiv geführte Klassenkämpfe von unten sein.

Darunter können Kämpfe gegen Verdrängung von Mieter*innen, rechtliche Verschärfungen, Sanktionen auf dem Amt, Steuererleichterungen für Reiche und Unternehmen, Verdichtung der Arbeit, Kämpfe gegen Entlassungen, Einschränkung oder Abschaffung von sozialen Errungenschaften und Rechten, aber auch Kämpfe zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtviertel und Betrieb, Kämpfe um Wohnraum, das Erkämpfen öffentlichen Raums und Kämpfe gegen Gentrifizierung, gegen Rassismus und Patriarchat oder auch gegen die Zerstörung der Erde fallen
Es können aber auch Kämpfe sein, die die Überwindung der Klassenherrschaft und eine solidarische Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung anstreben. Hierbei muss jedoch auch klar sein, dass, nur wenn es einen revolutionären Anstrich hat, es noch lange kein Klassenkampf sein muss, sondern dies zeigt sich daran, ob die Interessen der Klasse vertreten werden und/oder ob eine reelle Klassenbasis für diese Kämpfe existieren

Generell können auch ideologische und kulturelle Auseinandersetzungen Klassencharakter annehmen und können Ansatzpunkte für uns darstellen

In all diesen Fragen gilt es, die konkreten Anliegen unserer Klasse aufzugreifen, zu verallgemeinern und als gemeinsame Interessen der Klasse sichtbar zu machen, um diese letztlich durchsetzen zu können. Diese Klassenauseinandersetzungen können unterschiedliche Kampf- und Organisationsformen annehmen.

In all diesen Kämpfen muss ein elementarer Teil sein, Klassenbewusstsein herzustellen, das heißt Bewusstsein über Lage und Stellung der Arbeiter*innen in der Gesellschaft und dadurch auch über die eigenen Interessen zu schaffen, mit dem Ziel diese zu aktivieren, und letztlich zu organisieren. Dabei gilt es in allen Kämpfen, die geführt werden, den Widerspruch zwischen den Klassen und dem im Kapitalismus unauflöslichen Interessengegensatz von Kapital und Arbeit herauszuarbeiten und offenzulegen. Zudem soll dadurch die vermittelte Vereinzelung und Isolierung jedes/jeder Einzelnen zumindest im Ansatz durchbrochen werden, um kollektive Momente und Erfahrungen zu schaffen und als Keim für Klassenkämpfe zu wirken. Hierbei spielt auch die Informations- und Bildungsarbeit eine relevante Rolle.

Wie kommen wir zu Klassenkämpfen und wie führen wir diese?

Unser Ausgangspunkt zur Entwicklung von Klassenkämpfen ist die Frage: Was ist relevant für unsere Klasse? Dabei geht es nicht um ein reines Abarbeiten von direkten Bedürfnissen, sondern die Beantwortung der Frage muss sich aus einer materialistischen Analyse der Verhältnisse und deren Ableitung ergeben. D.h. ausgehend von der objektiven Notwendigkeit, den aktuellen gegebenen Umständen und den subjektiven Kräfteverhältnissen versuchen wir Bedürfnisse und Interessen der Klasse aufzugreifen und/oder Themen in die Klasse zu tragen. Das kann die konkrete Wohnsituation der Klasse im Stadtviertel betreffen oder die zunehmende Verschärfung des Kriegs.

Mit Flyern, Versammlungen, Veranstaltungen, Demos und Kundgebungen uvm. machen wir diese Kämpfe greifbar – immer mit dem Ziel, kollektive Erfahrungen zu organisieren und Kämpfe im Sinne der Klasse zu führen.

Unsere konkreten Ansatzpunkte, diese Kämpfe zu führen sind, die Basisarbeit und der Stadtteil.

Was wir unter Basisarbeit verstehen, kann in der Leitlinie zu Basiarbeit nachgelesen werden.

Warum wir vor allem auf den Stadtteil setzen und mit welchen Mitteln wir das tun, kann in der Leitlinie zu Basisarbeit nachgelesen werden.