Bericht zum 1. Mai in Stuttgart & Nürnberg

Bericht zum 1. Mai in Stuttgart & Nürnberg

09. Mai 2024 Aus Von oa

Zum 1.Mai 2023 verkündeten die organisierte autonomie aus Nürnberg und zusammen Kämpfen Stuttgart ab nun gemeinsam eine städteübergreifende Organisation unter dem Namen organisierte autonomie zu gründen. Ein Jahr später, am 1. Mai 2024, können wir unsere gemeinsamen Leitlinien präsentieren und auf eine gemeinsame Aktivität zum revolutionären 1.Mai verweisen. Sowohl in Stuttgart als auch in Nürnberg wurde eine Aufruf-Initiative unter dem Motto „Schluss mit Krise, Krieg und Kapitalismus“ gestartet und von einem breiten Bündnis bzw. von unterstützenden Gruppen mitgetragen.

[> Aufruf Nürnberg | > Aufruf Stuttgart]

Fazit

Als organisierte autonomie ziehen wir ein positives Fazit. Zwar unterscheiden sich die Debatten und Auseinandersetzungen rund um den 1. Mai zum Teil deutlich, trotzdem ist es uns gelungen in beiden Städten erfolgreich unsere Themen zu repräsentieren und uns als Organisation wahrnehmbar zu machen. Neben den Demonstrationen sind auch die Straßenfeste ein wichtiger Moment linker (Gegen-)Kultur von unten, wo wir mit vielen Menschen in Kontakt und Austausch gekommen sind. Wir als Organisation freuen uns auch, dass wir mit unseren Leitlinien unsere Strukturen und Profil weiter schärfen konnten. Der 1. Mai als Kampftag der Arbeiter*innenklasse ist für uns als Organisation steter Bezugspunkt und lässt uns mit viel Stärke ins weitere Jahr starten.

organisierte autonomie
Mai 2024

Bilder aus Nürnberg

Bilder aus Stuttgart


Hier die Berichte zum revolutionären 1. Mai aus Stuttgart und Nürnberg, jeweils mit einem Nachtrag versehen.

Stuttgart: Großes Straßenfest am Stadtteilzentrum Gasparitsch, 100 Personen bei Kundgebung im Stadtteil, Revolutionäre 1. Mai Demo aufgelöst

In diesem Jahr stand der 1. Mai für uns unter dem Motto „Schluss mit Krise, Krieg und Kapitalismus“. Neben dem Straßenfest am Stadtteilzentrum Gasparitsch lag unser Fokus auf der Kundgebung am Ostendplatz. Darüber hinaus riefen wir zur Beteiligung an der Revolutionären 1. Mai Demo auf.

DGB & Revolutionäre 1. Mai Demo

Kurios war der Start in den 1. Mai, nachdem der DGB kurzfristig entschieden hatte, die Demonstration abzusagen und ver.di kurzfristig eine Demonstration angemeldet hatte.

Die revolutionäre 1. Mai 2024 Demo ging dabei weiter, wie die Demo im Vorjahr geendet hatte: Mit Polizeigewalt und schließlich der Auflösung der Demonstration. Grund für die massiven Ausschreitungen der Polizei waren zu lange Seitentransparente (!). 167 Personen wurden stundenlang festgesetzt, und gegen sie wurden Ermittlungsverfahren u.a. wegen (schwerem) Landfriedensbruch eingeleitet.

Im Anschluss kam es zu einer spontanen Demonstration zum internationalistischen Fest im Linken Zentrum Lilo Herrmann.

Straßenfest am Gasparitsch

Bereits zum Start um 14 Uhr waren die Bänke am Straßenfest des Stadtteilzentrums Gasparitsch gut gefüllt. Hunderte Personen genossen Sonne, Live-Musik, Getränke und Essen. An den vielfältigen Infoständen informierten sich die Besucher*innen, konnten miteinander diskutieren und mitmachen – so konnten u.a. Taschen und T-Shirts besprüht werden, sich über Thesen zu rechter Politik ausgetauscht, beim Kasperletheater zugeschaut, gebastelt, eine Ausstellung zum Thema „Frauenkampf gestern, heute, morgen“ angeschaut, beim Glücksrad über das EnBW-Areal diskutiert, sich mit leckerem Kaffee oder Tee an den anderen Infoständen informiert werden.

Kundgebung

Um 17 Uhr fand am Ostendplatz eine Kundgebung der organisierten Autonomie unter dem Motto „Schluss mit Krise, Krieg und Kapitalismus“ statt. Über 100 Menschen nahmen sich selbstbestimmt die Straße und zogen als Demozug lautstark in Richtung Kundgebungsort.

Bei der Kundgebung kamen Organisationen zu Wort, die in ihren täglichen Kämpfen für ein gutes Leben für Alle und damit auch für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung einstehen:

  • Die FAU ging auf die Notwendigkeit der Organisierung am Arbeitsplatz ein und zeigte anhand geführter Kämpfe wie in Gräfenhausen auf, dass diese auch erfolgreich sein können. [> zur Rede]
  • Sozial Radikal Gegens Kapital thematisierte die zunehmende Armut als Auswirkung der aktuellen Verhältnisse und die Klassenspaltung. [> zur Rede]
  • Der „Stammtisch gegen rechte Politik“ betonte die Notwendigkeit, gerade jetzt gemeinsam gegen rechte Politik vorzugehen, was nicht nur die AfD umfasst, sondern auch die Politik anderer Parteien, die diese Politik in der Praxis umsetzen. [> zur Rede]
  • Die Informationsstelle Militarisierung thematisierte in ihrem Grußwort die „Kriegswirtschaft“ und deren Folgen für die Gesellschaft [> zum Grußwort]
  • Die organisierte Autonomie brachte die Kämpfe zusammen, warf einen Blick auf die Verhältnisse und warum es unerlässlich ist, den Kampf für eine klassenlose Gesellschaft, die den Menschen an erster Stelle stellt, Tag für Tag zu führen. [> zur Rede]

Teilnehmer*innen der Kundgebung nahmen sich auch im Anschluss die Straße und ließen den Abend am Fest am Gasparitsch bei leckerem Essen, Getränken und Live-Musik von Körpa Klauz & den Ziggies ausklingen.

Nachtrag zum 1. Mai 2024 in Stuttgart

Am 4. Mai rief das Bündnis für einen revolutionären 1. Mai zu einer Kundgebung in die Stuttgarter Innenstadt auf. Denn im Nachhinein zur revolutionären 1. Mai-Demo hatte die Polizei ihre brutalen Angriffe mit Falschbehauptungen, wie Pfeffersprayangriffen aus der Demonstration, welche nicht stattgefunden haben, gerechtfertigt. Auch die Darstellung beschlagnahmter Materialien, wie Halterungen von Hoch-Transparenten oder Schildern an Holzlatten als Angriffswerkzeuge wurden konstruiert, ohne tatsächliche Angriffe vorweisen zu können. Die Zahl der verletzten Polizisten und Pferde resultierte aus dem Polizeiangriff selbst.

Dies wollte das Bündnis nicht unkommentiert lassen, sondern auf die Straße gehen:

  • gegen Polizeigewalt am revolutionären 1. Mai und darüber hinaus
  • gegen die mediale Stimmungsmache und die Lügen der Polizei
  • für Demonstrationsfreiheit und eine solidarische, kämpferische linke Bewegung in Stuttgart

Neben einem Grußwort von Stuttgart gegen Rechts, das die Polizeigewalt und die Verhinderung von Demonstrationen durch die Polizei in einen größeren Kontext vergangener Demonstrationen in Stuttgart setzte, gab es einen Redebeitrag der Roten Hilfe Stuttgart zur Verschärfung von Repression und Versammlungsfreiheit. Die Rede des Bündnisses ging auf die Verhinderung der Demonstration, die untergegangenen Inhalte zum 1. Mai und eine revolutionäre Perspektive ein [> zur Rede].

Mit Parolen wie „Der 1. Mai lässt sich nicht verbieten“ nahmen sich über 200 Menschen danach noch einmal lautstark und kämpferisch die Straße. Sie liefen die Route bis nach Heslach, die die 1. Mai-Demonstration nach den Übergriffen der Polizei und der Auflösung der Demo nicht mehr laufen konnte. So konnten die Inhalte, für die der Tag der Arbeit steht, noch einmal auf die Straßen getragen werden.


Nürnberg: Mehr als 3600 Menschen auf der revolutionären 1.Mai Demonstration in Nürnberg

Bereits am Vormittag um 11:30 Uhr versammelten sich die ersten Demonstrant*innen in der Bauerngasse, dem traditionellen Auftaktort der Nürnberger revolutionären Ersten-Mai-Demonstration unter dem Motto „Schluss mit Krise, Krieg und Kapitalismus“. Der Aufruf wurde von über 35 Gruppen, Initiativen, Läden und Organisationen unterstützt. Bei bestem Wetter konnte man dort den Reden der verschiedenen Bündnisgruppen zuhören

Inhaltlich war man wie jedes Jahr dem Bündnis entsprechend breit aufgestellt. Der Aufstieg der rechten Parteien in Deutschland und Europa wurde ebenso thematisiert, wie der Krieg den Israel in Gaza führt. Daneben ging es auch grundsätzlich um den Wahnsinn, den der kapitalistische Nationalstaat tagtäglich für uns bereithält, wie etwa Altersarmut, Abschiebungen, Ausbeutung und dergleichen mehr. Aber natürlich waren nicht nur Negativ-Themen im Fokus. Ebenso wurde darüber gesprochen, was man tun kann, um gemeinsam gegen diese Untragbaren Zustände aktiv zu werden. So sprach als letzte vor dem Losgehen die Organisierte Autonomie über die Wichtigkeit der Organisierung der Arbeiter*innenklasse um Gegenmacht aufzubauen. 

Im Anschluss zog die Demonstration dann los. Von Anfang an begleitet von kämpferischer Stimmung, welche sich in lautstarken Parolen wie etwa „Nicht auf diesen Staat vertrauen – Gegenmacht von unten bauen“ und immer wieder abbrennender Pyrotechnik ausdrückte, ging es durch die Südstadt. Anschließend zog man durch die Innenstadt um danach über den Plärrer und die Fürther Straße, um dann am Veit-Stoß-Park in Gostenhof zu enden. Dort begann mit der Ankunft der Demo das internationalistische Straßenfest.

Internationalistisches Straßenfest

Das internationalistische Straßenfest, startete wie jedes Jahr um 14:30 bzw. mit Ankunft der Demonstration in der Müllnerstraße. Es gab eine Vielzahl von politischen Infoständen, sowie verschiedene Imbissstände und Live-Musik-Acts für die Demonstrant*innen und andere Besucher*innen. Der Infostand der organisierten autonomie (OA) in Nürnberg wurde zusammen mit der Antifaaktionskneipe und der Jugendgruppe Revolutionären Zukunft Nürnberg gemacht. Dort konnten sich Interessierte über die Politik und Vorstellungen der OA informieren, preise beim Zielscheibenwerfen gewinnen oder Broschüren und Bücher erwerben. Bis in die späten Abendstunden informierten sich Interessierte, lauschten den Klängen der Bands und verköstigten sich an den Ständen.

Im Vergleich zum letzten Jahr beteiligten sich noch mehr Menschen an der Demonstration gegen Krieg, Kapitalismus und Ausbeutung. Der 1.Mai in Nürnberg war damit auch in diesem Jahr ein voller Erfolg.

Nachtrag: Diffamierung durch „Nürnberger Nachrichten!“

Wenige Tage nach der revolutionären 1.Mai Demonstartion erschien am 03.05 der Artikel „Schrille Töne bei Kundgebung in Gostenhof: Intifada-Gruppe schockt mit Aufrufen zur Gewalt“ (hinter Bezahlschranke) der Nürnberger Nachrichten. Der Artikel nimmt, die am Bündnis beteiligte Gruppe „Intifada Nürnberg“ aufs Korn. Sie hätte in einem Redebeitrag zum bewaffneten Widerstand gegen die israelische Armee aufgerufen und dabei noch die Frechheit besessen zu bemerken das im Gaza-Streifen auch mit deutschem Kriegsgerät getötet wird. Zu Wort kommt im Artikel auch Jo-Achim Hamburger, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Laut dem Artikel habe diese Anzeige erstattet, und wurde dazu sogar auch vom Nürnberger Oberstaatsanwalt beraten. Was nun genau strafbar gewesen sein soll, lässt der Artikel allerdings offen. Doch das, was dann kommt, hat es in sich: Die Solidarität mit den Weggebombten in Palästina, behauptet Hamburger, hätte auch Julius Streicher gefallen. Und Parolen auf der 1. Mai Demonstration würden ihn an das erinnern, was einst SS und SA in Nürnberg kundgetan haben. Eine Stellungnahme der organisierten autonomie (OA) Nürnberg, als Initiatorin der revolutionären 1. Mai-Demonstration wurde geschrieben und als Gegendarstellung tausendfach verbreitet [> zur Stellungnahme], denn solche unerträgliche Hetze und die bewusste Relativierung des verbrecherischen deutschen Faschismus können so nicht stehen bleiben.