Eindrücke der Konferenz gegen Krieg, Sozialabbau und Rechtsentwicklung zum Nachlesen und Nachhören
30. Dezember 2025Am 6.12. lud die organisierte autonomie im Rahmen der Kampagne „Ungehorsam jetzt“ zu einer Tageskonferenz in den Räumen von DIDF Nürnberg ein. Knapp 100 Menschen wurde ein spannendes Programm geboten. Die Eröffnung machte Ingar Solty – in Stellvertretung von Frank Deppe, der leider krankheitsbedingt absagen musste. In einem gelungenen Rundumschlag, analysierte Ingar Solty die aktuelle Weltlage mit ihrer multiplen Krise, den imperialistischen Zuspitzungen und dem sich folgerichtig verschärfenden Klassenkampf von oben sowie dem damit einhergehenden autoritären Staatsumbau und unterzog diese einer radikalen Kritik.
Doch hört gerne selbst hinein:
Ingar Solty: Die Krise des Systems – Krieg, Sozialabbau und Rechtsentwicklung als Antwort der Herrschenden
Um das große Ganze zu verstehen, benötigen wir als revolutionäre Linke auch Spezialwissen in den einzelnen Themenbereichen. Im Rahmen der Konferenz konnte das Wissen verschiedener Expert*innen gut genutzt und ausgiebig diskutiert werden: sei es Judith Dellheim, die uns die Strategien des Klassenkampfs von oben – unter anderem unter dem Blickwinkel des Sozialabbaus – näher brachte, Gerhard Hanloser, der die Rechtsentwicklung und den autoritären Staatsumbau genauer unter die Lupe nahm. Jörg Kronauer erläuterte zudem die Bedeutung des Krieges in Zeiten sich verschärfender politischer und ökonomischer Konkurrenz in Kopplung mit einer zunehmend multipolaren Weltordnung.
Hier sind die ersten Mitschnitte der Veranstaltungen der Konferenz. In nächster Zeit werden wir die weiteren Mitschnitte veröffentlichen.
Jörg Kronauer: Imperialismus, Krieg und die neue Weltordnung:
Gerhard Hanloser: Rechtsentwicklung, reaktionärer Staatsumbau und die Frage nach einer antifaschistischen Strategie
Ein Ziel der Konferenz war es auch, verschiedene Akteure miteinander in Diskussion zu bringen und die Debatten einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Besonders gefreut hat es uns, dass das Diskussionspanel zu Basis und Stadtteilarbeit so großen Zulauf fand. Der Bund der Kommunist:innen aus Berlin diskutierte mit der organisierten autonomie und Perspektive Solidarität Kiel über die unerlässliche Notwendigkeit aber auch die aktuellen Grenzen in der Stadtteilarbeit. Interessant war auch, dass die vertretenen Gruppen teils auf 20 Jahre Erfahrung zurück blicken können, während andere erst vor ein paar Jahren mit Stadtteilarbeit begonnen haben. Auf dem Podium herrschte große Einigkeit und es wurde ersichtlich, dass die Beteiligten im Großen und Ganzen an recht ähnlichen Punkten arbeiten, erfolgreich sind oder scheitern. Der Austausch war sehr fruchtbar und auch die anschließende Diskussion gestaltete sich sehr spannend. Daran wollen wir anknüpfen und den Austausch über Erfahrungen in der Stadtteil- und Basisarbeit weiter ausbauen.
Klaus Stampfer von der DFG/VK betrachtete mit uns im Panel zu Wehrpflicht und Krieg die Gefahren und Mechanismen des neuen Wehrdienstgesetzes noch einmal detaillierter. Zudem stellte er die Arbeit Deutschlands ältester Friedensgesellschaft dar. Die Revolutionäre Zukunft Nürnberg ergänzte diesen Blickwinkel wiederum durch Einblicke in ihre konkrete Arbeit gegen die Wehrpflicht, was vor allem hinsichtlich des Schulstreiks (5.12.2025) gegen die Wehrpflicht besonders spannend war, da diese nur einen Tag früher stattfand. An diese Erfahrungen wollen wir anknüpfen und sie weiterentwickeln – sowohl im Hinblick auf kommende Schulstreiks gegen die Wehrpflicht, als auch in der konkreten Unterstützung von Kriegsdienstverweigerung und in Protesten gegen die zunehmende Kriegstüchtigkeit insgesamt.
Das Panel zum Thema antifaschistische Strategien war ebenso gut besucht. Neben der organisierten autonomie selbst waren die Antifa Süd und Lotta Basel auf dem Podium vertreten. Die verschiedenen Gruppen stellten sich, ihre Strategien und Arbeitsweisen vor. Was beachtlich war, war, dass sich eigentlich alle Gruppen einig waren, dass die zunehmende Polarisierung, die durch den autoritären Staatsumbau, verstärkter Auftritte von Faschist*innen im öffentlichen Raum und die Angst vor einem weiteren Erstarken faschistischer Bewegungen, Menschen gerade aktiviert. Die antifaschistische Bewegung erlebt aktuell eine Art Revival und schafft es punktuell immer wieder, Gegenmacht aufzubauen. Einig waren man sich jedoch auch darin, dass man gerade (noch) nicht die notwendige Stärke aufweist, um der Rechtsentwicklung auf allen Ebenen angemessen zu begegnen. Die Arbeit an der Basis wurde vor allem aus Basel als Dreh – und Angelpunkt für diese Frage benannt. Dem können wir uns nur anschließen!
Auf dem Abschlusspodium diskutierten Judith Dellheim, Jörg Kronauer, eine Vertreterin der organisierten autonomie und Gerhard Hanloser. Ziel war es nicht, den kompletten Tag Revue passieren zu lassen, sondern Eckpfeiler auszumachen, die uns als revolutionäre Linke strategisch weiterhelfen können oder uns im Wege stehen. Judith Dellheim betonte, ebenso wie Jörg Kronauer, die Notwendigkeit von bundesweiten, selbstorganisierten und wirkmächtigen sozialen Kämpfen gegen den Sozialabriss. Dass uns viele Hürden im Weg stehen, der autoritäre Staatsumbau voranschreitet, die Repression, die Menschen bei Protesten auf der Straße zu spüren bekommen, all diese Hürden zeigte Gerhard Hanloser noch einmal auf. Und doch können wir auch mit diesen Hürden einen Umgang nach vorne finden, in dem wir mit der Repression offensiv arbeiten und sie nicht still und heimlich ertragen. Jörg Kronauer maß insbesondere dem Kampf gegen die Wehrpflicht einen hohen Stellenwert bei, weil er direkt sei und ohne Soldat*innen nach wie vor kein Krieg zu machen sei. Die Vertreterin der organisierten autonomie betonte noch einmal eindringlich, dass es diesen einen Hebel, nach dem viele Linke suchen, schlichtweg nicht gibt. Es gibt nur die kontinuierliche, manchmal kleinteilige, sicherlich auch häufig ermüdende, aber stets sinnvolle Arbeit in den Stadtteilen, an der Basis. Kurz: „Dort kämpfen, wo das Leben ist“.
Abschlusspodium
Zusammengefasst waren es spannende Diskussionen, Inputs und Beiträge, die wir mitnehmen durften und wir können ein positives Fazit ziehen. Wir danken allen Referent*innen und Besucher*innen, die diesen Tag so ertragreich gemacht haben. Wir haben neue Kontakte aufgebaut, vorhandene intensiviert und gehen auch als Organisation mit der Überzeugung aus diesem Tag heraus, dass sich die Anstrengung gelohnt hat. Die Kampagne Ungehorsam jetzt, in deren Rahmen auch die Konferenz stattfand, geht jedoch relativ nahtlos weiter und wir bereiten uns auf die Proteste gegen die Waffenmesse Enforce Tac in Nürnberg vor. Von uns wird es am Samstag vor der Messe – also am 21.2.2026 – eine Demonstration in Nürnberg geben. Merkt euch das Datum schon einmal vor und haltet euch über unsere Homepage informiert.
organisierte-autonomie.org oder auch über red-side.net
Die in der Konferenz behandelten Themen werden auch in der im Rahmen der Kampagne „Ungehorsam jetzt“ veröffentlichten Zeitung zu Krieg, Sozialabbau und Rechtsentwicklung aufgegriffen, vertieft und zur Diskussion gestellt:
https://www.organisierte-autonomie.org/ungehorsam-jetzt/ungehorsam-jetzt-zeitung-gegen-krieg-sozialabbau-und-rechtsentwicklung/
