Enforce Tac 2026 – Der Widerstand gegen den Waffenhandel formiert sich
05. Dezember 2025Organisierte Autonomie kündigt aktiven Protest gegen das Megaevent der Waffenhändler*innen in Nürnberg an
Vom 23. – 25. Februar 2026 soll im Nürnberger Messezentrum erneut die, als Sicherheitsmesse verharmloste, Waffenmesse Erforce Tac stattfinden. Die wachsende Bedeutung der Enforce Tac, unterstreicht der neu gewonnene Schirmherr für das militaristische Verkaufsspektakel: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) übernimmt persönlich, macht sein Amt zum werbeträchtigen Aushängeschild und wird Galionsfigur der Rüstungsproduzent*innen und Waffenhändler*innen.
Doch auch der Protest und Widerstand gegen den Waffenhandel tritt in Nürnberg frühzeitig und massiv auf den Plan. So verbreitet die Organisierte Autonomie (OA), bereits seit Oktober 2025 massenhaft „Save the Date-Flyer“, sowie erste Ankündigungsschreiben an linke Gruppen, Initiativen und Organisationen für eine überregionale Mobilisierung gegen die Enforce Tac. Geplant ist es, durch frühzeitige Initiative eine breite Mobilisierung zu ermöglichen. Wir haben organisationsintern bei der Vorbereitung nachgefragt und präsentieren Antworten zur Einschätzung, zur Funktion und Bedeutung der Enforce Tac, zu Aktivitäten und Zielen der antimilitaristischen Mobilisierung.
Frage: Ihr bereitet im Rahmen der Kampagne „Gegen Krieg, Sozialabbau und Rechtsentwicklung – Ungehorsam jetzt“ Aktivitäten gegen die Enfoce Tac vor. Was ist die Enforce Tac eigentlich, wer stellt da aus?
OA: Die Enforce Tac existiert seit 2011. Zu Beginn wurden hier in erster Linie Waffen und Ausrüstung für nach innen gerichtete Aufrüstung staatlicher Repressionsorgane angeboten. Was klein begann, ist zu einem Megaevent des Waffenhandels für sogenannte innere wie äußere Sicherheit mutiert. Während die SIKO in München der Planung und Abstimmung aktueller Kriegspolitik der NATO-Staaten dient, sorgt die Enforce Tac für das notwendige Kriegsmaterial. Neben Kriegswaffen finden sich hier aber auch heute noch immer neue Polizeiwaffen im Angebot.
OA: Heute kommen fast 1000 Aussteller*innen zur Enforce Tac, an der 2025 19 000 Interessent*innen und Waffenkäufer*innen teilnahmen. Verwundern kann das nicht, aggressiv wie die BRD und die anderen Nato-Staaten nach innen und außen auftreten, erfreut sich nur folgerichtig eine solche Messe regen Interesses. Die Nachfrage an Waffen steigt – in der BRD angetrieben durch mehrere hundert Milliarden Euro Steuergelder, die die Bundesregierung für die Aufrüstung der Bundeswehr, auf unser aller Kosten, bereitstellt. Ein übriges erledigt der internationale Waffenhandel. Früher aufgrund staatlicher Vorgaben nur eingeschränkt oder über Umwege möglich, werden heute Waffenlieferungen in Kriegsgebiete offen durchgeführt – Bedient werden Stellvertreter*innen eigener Kapitalinteressen in aller Welt. So wurden Waffenlieferungen in Kriegsgebiete wie Gaza, Kurdistan und die Ukraine auch in der BRD zum alltäglichen Geschäft der hier verorteten Rüstungsindustrie. Und auch die im gesamten Westen betriebene innere Aufrüstung und Militarisierung der Polizei trägt noch einiges dazu bei, dass die Profite der Branche explodieren.
OA: Der Tod ist ein Meister aus Nürnberg – so müsste das Motto dieser Messe lauten! Auf der Enforce Tac stellen u.a. der berüchtigte Rüstungskonzern Rheinmetall, der Nürnberger Waffenhändler Diehl – der u.a. durch Ausbeutung von Zwangsarbeiter*innen schon Hitlers Wehrmacht ausrüstete, Heckler und Koch sowie Elbit todbringende Produkte aus. Das Geschäft der Waffenhändler*innen blüht! Dass dieses Geschäftsmodell Zerstörung, Hunger und Elend bringt, Kriege wie Kriegsverbrechen ermöglicht und weltweit jedes Jahr Hunderttausenden vorwiegend Angehörigen der Arbeiter*innenklasse das Leben kostet, interessiert die hier versammelten Waffenhändler*innen, die Verantwortlichen von Stadt und Staat nicht, die dem mörderischen Event einen roten Teppich ausrollen. Profit geht im Kapitalismus eben über alles. Menschenleben bedeuten Waffenhändler*innen, ihren Kunden, sowie bürgerlichen Politiker*innen, die die Interessen weltweit agierender Banken und Konzerne vertreten, nichts, sind nichts wert.
Frage: was ist die Funktion der Enforce Tac und welche Bedeutung hat sie?
OA: Da gibt es nicht die eine Funktion oder Aufgabe. Zunächst geht es darum, das Profitinteresse des Kapitals zu bedienen. Die Enforce Tac, ermöglicht Rüstungskonzernen, Waffen und andere Produkte vorzustellen, zu bewerben und zu verkaufen. Vor dem Hintergrund allgemeiner Aufrüstung und Kriegsvorbereitung soll die BRD darüber hinaus zu einer Drehscheibe des internationalen Waffenhandels in Europa gemacht und zumindest ein Teil der daraus resultierenden Profite vor Ort gesichert werden.
OA: Die Enforce Tac soll auch das wachsende Bedürfnis der NATO Staaten und ihrer Verbündeten nach Aufrüstung bedienen. Sie soll im Rahmen der zunehmenden internationalen Konkurrenz, der Zuspitzung zwischen den imperialistischen Blöcken und innerhalb derselben die deutsche und europäische Waffenproduktion vorantreiben. Neben der Erfüllung von Bündnispflichten soll sie der BRD und der EU ermöglichen, ein von den USA unabhängigerer, hochgerüsteter, verstärkt eigenständig agierender Faktor zu werden, der auch im eigenen Kapitalinteresse global Kriege führen kann.
OA: Die Enforce Tac soll dazu beitragen, all diese Aufgaben zu erfüllen. Darüber hinaus dafür sorgen, dass immer ein Angebot des neuesten, mörderischsten Scheiß, den die Waffenproduktion zu bieten hat, vor Ort zugänglich ist und dadurch militärische Überlegenheit sichern. Die Enforce Tac soll die militärisch-industrielle Zusammenarbeit stärken, Waffenproduzent*innen vernetzen, vorantreiben, Gemeinschaftsproduktionen fördern. Sie soll Rüstungsschmieden, die all das ermöglichen, anziehen, anregen, sich in diesem Profit versprechendem Umfeld anzusiedeln.

Frage: Und warum müssen wir gerade jetzt gegen die Enforce Tac aktiv werden?
OA: Weil die voranschreitende Krise kapitalistischen Wirtschaftens die internationale Konkurrenz zunehmend verschärft. Die Lage eskaliert, im Zuge dessen drohen weitere Kriege und auch die Gefahr eines dritten Weltkriegs nimmt zu. Es sollten also gerade hier, in der imperialistischen BRD der Zeitenwende alle einsehen, wie notwendig es ist, sich den Kriegsvorbereitungen entgegen zu stellen. Nicht morgen oder übermorgen – wenn es zu spät ist – Nein, heute! „Ungehorsam jetzt“ lautet deshalb unsere Kampagne und die Enforce Tac, die als bedeutende Waffenmesse die Bereitstellung von Waffen und Ausrüstung übernimmt, ist deshalb ein Punkt, an dem wir einschreiten wollen.
OA: Angesichts der Bedeutung der Enforce Tac, haben wir schon zu lange zugeschaut, wie sich die Waffenhändler*innen hier breit machen, ihr blutiges Geschäft von Nürnberg aus betreiben und ausbauen. Wir müssen deshalb endlich antimilitaristischen Protest und Widerstand dahin tragen, wo der Krieg vorbereitet, wo mit Aufrüstung und Krieg Profit gemacht wird. Wir müssen in den Alltag der Militarisierung, in Kriegsvorbereitungen und damit auch ins Geschäft mit dem Krieg eingreifen, also da einschreiten, wo es stört. Die Enforce Tac mit ihren, für die laufenden Kriege, wie allgemeinen Kriegsvorbereitungen wichtigen Aufgaben und Funktionen, ist hier und jetzt dafür ein guter Ort.
Frage: Soweit so gut, aber was plant ihr nun genauer, was wollt ihr erreichen und was ist die Zielsetzung?
OA: Wir haben als Organisierte Autonomie die Initiative ergriffen, bereiten eine überregionale Bündnisdemo gegen die Enforce Tac vor, die wir mit möglichst vielen Menschen und Organisationen gemeinsam durchführen wollen. Nötig ist dies aufgrund der zentralen Bedeutung der Messe für Aufrüstung und Kriegsvorbereitung. Die Demo, zu der deshalb über die Region hinaus städteübergreifend mobilisiert wird, findet am 21.02.2026, am Samstag vor Eröffnung der Enforce Tac, in Nürnberg statt.
Darüber hinaus, soll während der Enforce Tac, mindestens ein antimilitaristischer Aktionstag im Umfeld der Messe stattfinden. Dieser hat auch das Ziel, dafür zu sorgen, dass der Verkauf von Mordwerkzeug von den Waffenhändler*innen, ihren Kunden und der Öffentlichkeit nicht als störungsfreie Normalität wahrgenommen wird und ungestört über die Bühne geht.
OA: Allgemeine Zielsetzung der Demo ist es, neben der Enforce Tac die Kriegsvorbereitungen hier in den Mittelpunkt der Kritik zu rücken. Wir wollen gemeinsam mit Vielen gegen die aktuelle BRD-Kriegspolitik, sowie gegen die Kriege kapitalistischer Staaten in Kurdistan, der Ukraine und anderswo mobil machen. Wir wollen die hinter Aufrüstung, Wehrpflicht, Waffenhandel, Kriegsvorbereitungen und Krieg steckenden Kapitalinteressen offenlegen, in den Mittelpunkt der Kritik rücken und Perspektiven jenseits dieser kapitalistischen Realität sichtbar machen. Durch die Bündelung aller Kräfte, im Rahmen der Demo soll eine breite gesellschaftliche Wahrnehmbarkeit erreicht werden.
OA: Konkretes Ziel der Demo, wie aller Aktivitäten, ist, den Waffenhandel in Nürnberg zu delegitimieren und letztlich zu unterbinden. Dazu ist es notwendig, die Enforce Tac mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu katapultieren, ihre Schließung zu fordern und diese Forderung auch zu begründen. Die Hegemonie der Rüstungslobby der Kriegspropagandist*innen und der bürgerlichen Medien zu definieren, was die Enforce Tac ist, was da warum und in wessen Interesse geschieht, müssen wir aufbrechen, um dadurch dem Waffenhandel und darüber hinaus der Kriegspolitik, die gesellschaftliche Legitimation zu entziehen.
Dies ist Voraussetzung dafür, dass irgendwann der notwendige, gesellschaftlich verankerte Druck entstehen kann, der ein Ende dieses blutrünstigen Events wie der Kriegspolitik erzwingen kann.
OA: Zu all dem braucht es Aktivitäten und sicher den langen Atem vieler. Mit unserer Initiative wollen wir an frühere Proteste anknüpfen, dazu beitragen, dass der Traum vom Ende des Waffenhandels, des Endes von Kriegsvorbereitung und Kriegen irgendwann Wirklichkeit wird.
Ihr wollt weitere Infos zu den geplanten Aktivitäten, dann schreibt an: info@organisierte-autonomie.org

