Kritische Fragen zum 3. Oktober – Ein Interview mit Aktivist*innen der organisierten autonomie

Kritische Fragen zum 3. Oktober – Ein Interview mit Aktivist*innen der organisierten autonomie

30. September 2025 Aus Von oa

Zum Antikapitalistischen Block – „Gemeinsam auf die Straße gegen Krieg, Sozialabbau, Rechtsentwicklung und Kapitalismus“ am 3. Oktober auf der Anti-Kriegs-Demo in Stuttgart

Der Widerstand gegen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung wächst! Das zeigen viele lokale Aktivitäten, zahlreiche Demonstrationen zum Antikriegstag, wie gegen den Genozid in Gaza und nicht zuletzt die, vor kurzem für bundesweite Aufmerksamkeit sorgende „Rheinmetall entwaffnen“ Kampagne, mit dem Camp, den Aktionen und der Demonstration in Köln.

Zum 3. Oktober, ruft nun die bundesweite Friedensbewegung zu Großdemonstrationen in Stuttgart und Berlin, gegen Waffenlieferungen, Kriegsvorbereitung, neue Wehrpflicht, Krieg in Gaza und in der Ukraine.

Die organisierte autonomie (OA) hat im Rahmen ihrer Kampagne „Ungehorsam Jetzt“, die Initiative ergriffen, einen Aufruf geschrieben und mobilisiert nun mit über 20 weiteren Gruppen und Organisationen aus dem Süden zu einem antikapitalistischen Block auf der Demo in Stuttgart. – Weitere Unterstützer*nnen des gemeinsam verabschiedeten Aufrufs sollen sich melden, sie können online hinzugefügt werden, so die OA.

Es wurde dazu kritisch nachgefragt und wir bieten euch, zum Antikapitalistischem Block, am 3. Oktober in Stuttgart, auf 7 Fragen die, so oder ähnlich, immer mal wieder geststellt werden, ausgiebige Antworten von Genoss*innen der organisierten autonomie.


Ihr ruft zur Teilnahme an der Demo der Friedensbewegung, am 3. Oktober in Stuttgart auf. Warum sollen wir uns an der Antikriegsdemo in Stuttgart beteiligen?

OA: Dafür gibt es unzählige Gründe. Um es nicht zu lang zu machen, wollen wir hier erstmal nur zwei nennen. Da wäre, neben den Kriegsvorbereitungen in der BRD, erst mal, was vor allem die Jüngeren unter uns betrifft, die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu nennen. Mit dieser wird kein Abenteuerspielplatz eröffnet, auf dem man günstig Führerschein machen kann. Euch alle, wollen die da oben zu Soldaten machen, zum Kanonenfutter kommender Kriege. Kanonenfutter, das für die Interessen der Banken und Konzerne, morden und auf den Schlachtfeldern kommender Kriege, verletzt, verstümmelt, psychisch kaputtgemacht oder getötet wird. Wir denken, allein das sollte auch für Dich, Anlass genug sein, sich dieser, für euch alle, für die Jugend geplanten Zukunft, mit uns zusammen aktiv entgegenzustellen.

OA: Für alle anderen, will ich hinzufügen, vorerst finden die Kriege noch in anderen, kleineren Ländern statt. Sie werden meist von sogenannten Stellvertreter*innen imperialistischer Länder und Blöcke von kleineren kapitalistischen Staaten, auch mit Eigeninteressen, geführt. Oder es werden andere Länder durch NATO-Truppen, auch unter Mitwirken der Bundeswehr, überfallen, wie im Krieg gegen den Irak, gegen Jugoslawien, sowie in Afghanistan. Die imperialistischen Heere, spielen dabei immer, ihre technische Überlegenheit aus und haben deshalb relativ wenig Verluste. Wem die zehntausenden Opfer in der Ukraine, der Genozid in Gaza und der Krieg gegen die Kurden darüber hinaus nicht ausreichen, um mit uns auf die Straße zu gehen. Wem es nicht genug Anlass zum „Ungehorsam jetzt“ ist, dass in all den Kriegen kapitalistischer Staaten, meist Angehörige unserer Klasse, weltweit schon heute zu Tausenden elendig sterben. Der oder Die, sollte innehalten und sich vor Augen führen, dass der Krieg heute immer näher rückt. Der Krieg kehrt, früher oder später immer nach Hause zurück. Schon die Konfrontation zwischen den imperialistischen Blöcken in der Ukraine kann zu einem 3. Weltkrieg eskalieren. Spätestens dann wirst auch Du, werden wir alle, zu Opfern. Wie in den Weltkriegen der Vergangenheit, werden dann unsere Städte zerstört, Krankenhäuser, Kindergärten, Betriebe wie Universitäten bombardiert und dem Erdboden gleichgemacht. Und allen, die dieses Inferno, der modernen Waffen überleben, wird vielleicht für immer, in einem 3. Weltkrieg die Lebensgrundlage entzogen. Wem das nicht genug Anlass zum „Ungehorsam jetzt“ ist, der soll zu Hause bleiben. Alle anderen, wollen wir hier noch einmal dazu aufrufen: Kommt mit uns zur Demo gegen Kriegsvorbereitung und Krieg!

Wieso ein antikapitalistischer Block gerade auf der Friedensdemo in Stuttgart?

OA: Wirtschaftskrisen, wachsende internationale Konkurrenz, und in Folge die Zuspitzung der Widersprüche zwischen imperialistischen Staaten und Blöcken. Sanktionen, Zollauseinandersetzungen, Wirtschaftskriege. Darüber hinaus Waffenhandel – und massive Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, der Genozid in Gaza, Krieg in Kurdistan und vielen anderen Regionen und Ländern sowie der Krieg in der Ukraine, wo durch eine Konfrontation der imperialistischen Blöcke, der Beginn eines weiteren Weltkriegs droht.

OA: Und vor Ort, da sollen wir wieder kriegstüchtig gemacht werden. Es steht die Wiedereinführung der Wehrpflicht, auf der Tagesordnung der bürgerlichen Mitte. Und von der Bundesregierung werden Milliarden neue Schulden, für Kriegsvorbereitungen gemacht. Milliarden werden in Aufrüstung, in Autobahnbau, und weitere kriegsnotwendige Infrastruktur gesteckt, während Löhne gesenkt werden, Mieten weiter steigen und der Sozialstaat immer weiter demontiert wird. Sie lassen Bahn, Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser verkommen, Renten, Bürgergeld und Kultur werden zusammengestrichen, um aufzurüsten. Ich denke, das Ausmaß der Kriegsvorbereitungen und des Klassenkampfs von oben, reicht neben der allgemeinen reaktionären Mobilmachung, dem – von der herrschenden Klasse – gezielt vorangetriebenen Rechtsruck, vorerst als weitere Begründung aus und zeigt: Wir haben allen Grund zu Empörung und Unzufriedenheit. Allen Grund, den Kapitalismus an sich, als Verursacher all dessen, in den Mittelpunkt unserer Kritik zu rücken.

OA: Und da Unzufriedenheit und Kritik, allein natürlich nichts verändern, ist klar: Wir müssen angesichts der Zustände und Zuspitzungen aktiver werden. Daher: “Ungehorsam jetzt“ – wir müssen eingreifen, den gemeinsamen Widerstand organisieren. Wir müssen, dem von oben organisierten Klassenkampf, den Kriegsvorbereitungen wie dem Rechtsruck, entschieden entgegentreten, den Widerstand gemeinsam organisieren und unsere Anstrengungen angesichts der allgemeinen reaktionären Offensive vervielfachen.

Ein antikapitalistischer Block, im Rahmen der in Stuttgart geplanten Großdemonstration gegen Krieg ist deshalb notwendig und musste initiiert werden Der antikapitalistische Block der revolutionären Linken ermöglicht es uns, dort unsere Unzufriedenheit, und unsere Positionen, gemeinsam auf die Straße zu tragen. Der gemeinsame, organisierte Auftritt, trägt dazu bei, im Rahmen einer Großdemonstration wahrgenommen zu werden, und ermöglicht es uns, Klassenstandpunkt und inhaltlichen Positionen, unseres gemeinsamen Aufrufs Nachdruck zu verleihen und für diese zu werben.

OA: Bleibt nur noch anzumerken, dass es für uns als revolutionäre Linke wichtig ist nicht abseitszustehen, sondern sich aktiv einzumischen. Eine große Demonstration gegen Krieg und Kriegsvorbereitungen, kann über alle Widersprüche hinweg, vielen Mut machen und wird bundesweit wahrgenommen. Sie wird damit als ein Schritt dazu beitragen, den Kriegstreibern in diesem Land, in die Suppe zu spucken. Die Demonstration wird helfen, mittelfristig der Kriegsvorbereitung der herrschenden Klasse, die Legitimation zu entziehen. Sie ist damit ein kleiner, aber wichtiger Baustein, auf dem Weg zu einer breiten revolutionären Bewegung, die perspektivisch eine Gesellschaftsordnung erkämpft, in der kapitalistische Kriegspolitik endlich Vergangenheit geworden ist. Tragt deshalb mit dazu bei, unseren gemeinsamen Block und damit auch die Antikriegsdemonstration an sich, zu einem kleinen Erfolg zu machen.

Aber es gibt ja auch große Widersprüche, zwischen verschiedenen Ansätzen der revolutionären Linken. Mir fällt dazu als Beispiel, die völlig unterschiedliche Einschätzung Russlands, ein. Warum dann ein gemeinsamer Block? Macht das Sinn?

OA: Es ist richtig, dass bis heute, in Analyse, Strategie wie Taktik, und auch betreffend Organisationsstrukturen und langfristige Zielsetzungen, vielerlei Widersprüche in der revolutionären Linken existieren. Doch eine Demonstration ist eine Demonstration, und ein Block innerhalb dieser ein Block, und beides ist eben kein gemeinsamer Organisationsaufbau. Demonstrationen dienen der Bündelung der Kräfte in konkreten Fragen. Eine hundertprozentige Übereinstimmung ist da vor allem in breiten Bündnissen nicht Voraussetzung der Zusammenarbeit und kann es auch angesichts bürgerlicher Beteiligung nicht sein. Für unseren Block gehen wir darüber hinaus davon aus, dass die weitreichende Übereinstimmung, revolutionärer Ansätze und Organisationen, heute, trotz existierender Widersprüche, eine ausreichende Grundlage, für ein gemeinsames Handeln bietet. Wir sind uns deshalb sicher, dass ausreichend Grundlagen für ein Zusammenwirken und Zusammenkommen, wie bei den großen revolutionären 1. Mai-Demonstrationen, in diesem Land, für einen gemeinsamen Block, im Rahmen der Antikriegsdemo in Stuttgart, vorhanden sind.

OA: Ich denke, jene die uns raten, erst mal all unsere Widersprüche zu klären, haben den Schuss nicht gehört. Es geht heute darum, den „Ungehorsam jetzt“ auf die Tagesordnung zu setzen und den Klassenkampf zu führen. Klassenkampf, Antifaschismus und Antimilitarismus müssen zusammen gedacht werden und der Kapitalismus muss in den Mittelpunkt der Kritik gerückt werden. Angesichts unser aller Schwäche, bedeutet der sektiererische Verzicht auf Zusammenarbeit, angesichts sich stetig zuspitzender Verhältnisse, nicht weniger, als freiwillig auf jede breitere gesellschaftliche Wahrnehmbarkeit, wie auf eine wahrnehmbare Einflussnahme und ein Ende unserer Defensive zu verzichten.

OA: Dem allem stimme ich zu, möchte aber noch einmal auf die Einschätzung Russlands zurückkommen. Wir haben da klare Standpunkte. Wir sind heute als revolutionärer Teil der Arbeiter*innenklasse, als Antikapitalist*innen, keine Großmacht und haben keine solche auf unserer Seite. Wir haben deshalb weder einen Grund und keine Möglichkeit, Geopolitik zu betreiben, wie es uns von einigen Genoss*innen immer noch ans Herz gelegt wird, noch uns aus taktischen oder strategischen Erwägungen zwischen Pest und Cholera zu entscheiden. Und wir stimmen auch nicht in den Chor der Hoffnungslosen ein, die in Verkennung der objektiven Wirklichkeit, ihr Heil auf einer Seite des Imperialismus suchen und uns anraten, uns für die eine oder andere Seite, z.B. im Ukraine-Krieg, zu entscheiden, da diese vermeintlich weniger schlimm sei.

OA: Richtig! Für uns steht fest: Die kapitalistische Wirtschaftsweise, in der unterschiedliche Klasseninteressen aufeinanderprallen, ist verantwortlich für eine Politik, die aggressiv nach innen und außen, auf Kosten der Mehrheit des Proletariats, Profitinteressen absichert. Die imperialistische Weltordnung, zu deren Aufrechterhaltung, Russland als großer kapitalistisch wirtschaftender, militärisch hochgerüsteter imperialistischer Staat entscheidend beiträgt, ist für uns keine Option, in der wir unser Heil suchen. Was andererseits, nicht ausschließt, aus den Widersprüchen des Kapitals, eigene Vorteile zu ziehen.

Außenpolitik, im Sinne und Interesse des internationalen Proletariats und dessen organisiertem revolutionären Teil, zu machen, heißt für uns heute: Wir stehen in den Auseinandersetzungen zwischen den größeren und kleineren kapitalistischen Staaten, zwischen den imperialistischen Metropolen und ihren Bündnissen, auf keiner Seite. Wir haben im Krieg für die Interessen des Kapitals nichts zu gewinnen, für uns gilt deshalb die alte Parole: Wir da unten, die Lohnarbeitenden, wir schießen nicht aufeinander, wir treten länderübergreifend und grenzüberschreitend, für unsere gemeinsamen Interessen, als internationale Arbeiter*innenklasse ein. Proletarischer Internationalismus, das heißt für uns: Wir praktizieren eine alle Grenzen überschreitende wechselseitige Unterstützung. Wir unterstützen deshalb grenzüberschreitend den Widerstand gegen kapitalistische Kriege und die imperialistische Weltordnung stehen international an der Seite, der heute schon gegen Krieg und Kapital kämpfenden Teile der Arbeiter*innenklasse.

OA: Für uns gilt: Wer innerhalb der revolutionären Linken, wie wir, angesichts sich zuspitzender Konflikte, von Kriegsvorbereitungen und Krieg, den Hauptfeind im eigenen Land stehen sieht, mit dem sind jenseits von existierenden Widersprüchen, ausreichende Grundlagen vorhanden, für einen gemeinsamen revolutionären, antikapitalistischen Block. Eine gemeinsame Einschätzung Russlands ist dazu keine Voraussetzung.

Gemeinsam auf die Straße gegen Kapitalismus und Krieg … ok, aber weshalb gerade am 3. Oktober in Stuttgart? Wolltet ihr nicht hauptsächlich an eurer Verankerung, in euren Stadtteilen arbeiten? Und nun eine städteübergreifende Kampagne, mit Demo und vielleicht noch vielem mehr?

OA: Da wir weder Ökonomist*innen sind, für die ausschließlich ökonomische Kämpfe zählen, noch von der Basis abgehobene politische Kampagnenheinze werden möchten, liegt unser strategischer Schwerpunkt auch weiterhin auf Basisarbeit und Klassenkämpfen im Stadtteil sowie auf der Verankerung vor Ort. Unseren bescheidenen Kräften entsprechend wollen wir uns aber auch immer wieder an Kampagnen, Blöcken und Demos gemeinsam beteiligen und selbst welche organisieren.

OA: Basisarbeit in unseren Stadtteilen, ist auch heute noch der strategische Schwerpunkt der Praxis der organisierten autonomie. Darüber hinaus, wollen wir perspektivisch vor Ort, aber auch in Betrieben, Bildungseinrichtungen etc., die Verankerung unserer Inhalte vorantreiben und den Klassenkampf organisieren.

Neben dieser, an den direkten Interessen der arbeitenden Klasse ansetzenden Basisarbeit, ist es allerdings auch notwendig, sich politischen Fragen anzunehmen, vorhandene gesellschaftliche Widersprüche zu nutzen, gegen reaktionäre Vorhaben, gegen Nazis, Kriegsvorbereitung etc. aktiv zu werden. Angesichts der reaktionären Offensive Position zu beziehen und diese Positionen, über die Basisarbeit in den Klassenkämpfen zu propagieren und zu vermitteln. Darüber hinaus kommen wir, auch durch die Zuspitzung der Widersprüche getrieben, natürlich nicht darum herum, Ideologiekritik zu betreiben und politische Kampagnen zu organisieren, die durch die Bündelung revolutionärer Kräfte, gesellschaftlich breit wahrgenommen werden.

All unsere praktischen Ansätze, dienen dabei dem Zweck, die kulturelle, politische und ideologische Hegemonie des Kapitals, der Klasse der Kapitalist*innen, gesellschaftlich auf allen Ebenen infrage zu stellen und weiter aufzubrechen. Darüber hinaus, geht es im Rahmen all unserer Aktivitäten, natürlich auch darum, aktiv in gesellschaftliche Fragen und Konflikte einzugreifen die eigenen Klasseninteressen und politischen Positionen perspektivisch Schritt für Schritt durchzusetzen.

All diese verschiedenen Ansätze und Seiten unserer Praxis, können hier nur kurz und ungenügend angerissen werden, standen aber schon immer auf unserem Zettel.

Nun gibt es ja aber, auch immer wieder Kritik an der klassischen Friedensbewegung. Wieso habt ihr euch dennoch entschieden, zur Demonstration in Stuttgart zu mobilisieren?

OA: Vorab, muss erstmal angemerkt werden, dass wir an dieser Stelle, auf die, als Kritik an der Friedensbewegung getarnte Kriegs-Propaganda, diverser bürgerlicher Medien nicht genauer eingehen wollen. Ich denke, wir reden hier, über ernstzunehmende, konkrete Kritik, die aus anderen Bewegungen und der revolutionären Linken kommt.

Und da gibt es auch zu Recht Kritik an der Friedensbewegung in der BRD und ihrer oft bürgerlichen Ausrichtung. Eine Ausrichtung, die heute wie in der Vergangenheit, hauptsächlich auf die sogenannte bürgerliche Mitte abzielt und diese zum Bündnispartner machen möchte. Einer auf Reform ausgerichteten Linie, die vor allzu offener Kapitalismuskritik stets zurückschreckt und meist einen klaren Klassenstandpunkt verweigert.

OA: Darüber hinaus gab es in der Vergangenheit zurecht auch Kritik von Antifaschist*innen, an der Friedensbewegung. Im Mittelpunkt standen da, der zu unentschiedene, laxe Umgang von zumindest Teilen der Friedensbewegung, mit rechten Provokateuren und Aktivist*innen, und die Kritik an zu unklaren, mangelnden Abgrenzungen gegenüber rechtsoffenen Ansätzen und Positionen.

Andererseits gibt es allerdings auch von Seiten der Friedensbewegung berechtigte Kritik an all jenen Linken, die sich angesichts der reaktionären Offensive drücken, wegducken und sich aus welchen Gründen auch immer, den offenen Kriegsvorbereitungen und Kriegen nicht entschlossen entgegenstellen oder gleich ins postmodern liberale Lager des Bellizismus abdriften.

Diese Kritiken teilen wir alle und betrachten es auch als notwendig, diese offen zu äußern, zu diskutieren und versuchen die Umsetzung des Inhalts derselben in allen Bündnissen, an denen wir uns beteiligen, einzufordern und durchzusetzen.

Für uns ist klar, dass wir uns, hier wie da, nicht mit der Rolle eines Klugscheißers anfreunden wollen, der vom Rand aus kommentiert und es schon immer besser wusste. Wir wollen in gesellschaftliche Konflikte in konkreten Kämpfen eingreifen, Stellung beziehen, intervenieren und einen revolutionären Klassenstandpunkt in Diskussionen, Auseinandersetzungen sowie Aktivitäten einbringen und eine gemeinsame Entwicklung vorantreiben. Ich denke, das reicht an dieser Stelle erst einmal.

Woher nehmt ihr, angesichts der Zustände, die ihr in diesem Interview, wie in eurem Aufruf beschreibt, den Optimismus, um seit Jahren nicht nur irgendwie weiterzumachen, sondern auch noch an einer revolutionären Position, am Klassenkampf ausgerichtet, am Ziel einer freien kommunistischen Gesellschaftsordnung festzuhalten?

OA: Der Pessimismus des Verstandes, wie Gramsci es einmal nannte, in Bezug auf, den Organisationsgrad unserer Klasse und die Stärke und Verankerung aller revolutionären Ansätze in diesem Land, begleitet uns seit Jahren. Wir arbeiten gerade deshalb stetig daran, in dieser Hinsicht unsere Ausgangsbedingungen zu verbessern.

Wir denken jedoch, dass auf der anderen Seite heute in einer Zeit, in der sich die Widersprüche zwischen den Imperialisten, ihren Staaten, den ökonomischen, politischen und militärischen Bündnissen stetig verschärfen, die Widersprüche aber auch innerhalb dieser Staaten und Bündnisse zunehmen. In dieser Zeit hat auch der Optimismus des Willens, den jener Gramsci dem Pessimismus zur Seite stellte, seine Berechtigung und eine reale gesellschaftliche Basis. Und diese liegt eben gerade in der reaktionären Entwicklung des heute global existierenden Kapitalismus sowie der imperialistischen Weltordnung.

Mit dem Rücken zur Wand, sehen wir so, perspektivisch auch Anlass zu berechtigter Hoffnung.

Beides zusammengenommen, bringt uns dazu, unsere Anstrengungen zu verstärken, unsere Verankerung vor Ort voranzutreiben, den Klassenkampf entschiedener zu organisieren und wo und wann immer es möglich ist zu führen. Es bringt uns dazu, an einer klaren Ausrichtung festzuhalten, denn der Kapitalismus hat heute immer weniger zu bieten und zu verteilen.

OA: Genau! Die imperialistische Weltordnung ist heute, durch den Aufstieg verschiedener Staaten in die Riege ernst zu nehmender globaler imperialistischer Konkurrenten, durch Zusammenschlüsse wie BRICS, durch zunehmende Widersprüche, Krisen und einen voranschreitenden Konfrontationskurs gekennzeichnet. Der global zu verteilende Kuchen wird immer kleiner und die Krisenhaftigkeit kapitalistischen Wirtschaftens nimmt zu. Ob Corona, Klimakrise, Wirtschaftskrisen, Kriegsvorbereitungen, Klassenkampf von oben, oder gezielt vorangetriebener Rechtsruck: Der Kapitalismus zeigt auch in unserem Land, immer deutlicher sein wahres Gesicht, sein Klassencharakter tritt immer deutlicher zutage.

Das alles schafft Verunsicherung, Unzufriedenheit und Empörung, sorgt nahezu zwangsläufig, bei vielen für eine Suche nach Orientierung, für eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung, und eine wachsende Konfrontation zwischen den Klassen. Diese Klassenkämpfe werden wohl weiter zunehmen!

Hierin liegen Chancen!

OA: … und die revolutionäre Linke muss bereit sein, sie zu ergreifen! Dazu müssen wir klar und eindeutig Stellung beziehen, Angebote machen sowie den Klassenkampf organisieren und vorantreiben. „Ungehorsam jetzt“! Schluss mit Gelaber! Schluss mit Gejammer und Gezauder! Packen wir es an, nutzen wir Gelegenheiten, machen wir uns jenseits alter Zöpfe und endloser Wiederholungsschleifen, in strategischer, organisatorischer wie praktischer Hinsicht daran, die eigene Seite aufzubauen, Klassenkämpfe aus unseren Vierteln, aus Betrieben und Bildungseinrichtungen heraus zu entwickeln und voranzutreiben. Organisieren wir Kampagnen, entwickeln Aktionsformen, die unsere Klasseninteressen auf die Tagesordnung katapultieren, stellen wir uns den Kriegsvorbereitungen, dem Sozialraub, wie dem reaktionären Rechtsruck entgegen. Treten wir ein, für eine revolutionäre Linke des 21. Jahrhunderts, für eine freie kommunistische Gesellschaftsordnung.

Das ist ein passendes Ende, gibt es abschließend noch etwas zu sagen?

OA: „Ungehorsam jetzt“, schließt euch dem antikapitalistischen Block an! „Gemeinsam auf die Straße gegen Krieg, Sozialabbau, Rechtsentwicklung und Kapitalismus“, am 3. Oktober auf der Antikriegs-Demo in Stuttgart! Treffpunkt hinter dem Fronttransparent mit dem gemeinsamen Motto.


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